Wir sind in der zehnten Woche des Jahres.
Die Sonne strahlt am azurblauen Himmel. Oben auf dem Gletscher zerfließt der Schnee. Nur leises Tropfen und das Knacken von Eis durchbricht die Stille.
Die Fahrt von Panzern über umbestellte Felder und Schreie in der Nacht finden den Weg in meine Gedanken. Angst und Hilflosigkeit schieben sich unter meine Haut. Krieg ist mir so nah wie nie zuvor.
Und der „Friedliche Krieger“ verliert seine Friedfertigkeit in meiner morgendlichen Yoga-Übung:
Sichtwandel
Friedliche Stille.
Mein Knie ist gebeugt.
Der linke Arm strebt
dem Himmel entgegen,
der rechte der Erde.
Die Hände sind offen.
Der friedliche Krieger.
Konzentration auf mich.
Das Ringen um Stille in mir.
Und eine Frage,
die ich nicht bändigen kann.
Abrupt
falle ich aus der Haltung.
Friedlicher Krieger,
wie viel Absurdität kann
in zwei aneinander gereihten
Worten liegen.
Karin Oeser
Wie gehst Du mit dem Gedanken an Krieg in Europa um?
Ich wünsche Dir friedliche Gedanken in einer bewegten Zeit.